Dąbrowa Tarnowska - eine Stadt, die man unbedingt gesehen haben muss

Blick auf die Holzkirche in Dąbrowa Tarnowska. Das Gebäude ist von Bäumen umgeben. Im Hintergrund Stadtbebauung.
Die größte Holzkirche Polens und eine einzigartige Synagoge, deren Geschichte ein Inbegriff für das Schicksal der polnischen Juden ist – das sind die Wahrzeichen von Dąbrowa Tarnowska, einer Stadt am Rande von Małopolska, die bei Ausflügen allzu oft vergessen wird. Auf geht's dorthin!

 

Das bemalte Dorf Zalipie, die chassidische Synagoge, Holzkirchen, Radwege sind nur einige der Attraktionen von Powiśle Dąbrowskie (Dąbrowskie-Weichselland). Diesmal empfehlen wir Ihnen einen Besuch in Dąbrowa Tarnowska, der Hauptstadt von Powiśle, die etwas in Vergessenheit geraten ist. Die Ursprünge der Stadt Dąbrowa Tarnowska reichen bis ins Mittelalter zurück, als am Rande des Sandomierski-Urwaldes eine kleine Ortschaft entstand, die ihren Namen den in der Nähe wachsenden Eichenhainen (polnisch Dąb – Eiche) verdankt. Damals hieß die Ortschaft noch Dambrowa. Im 19. Jahrhundert wurde die Bezeichnung Dąbrowa bei Tarnów verwendet, um den Ort von anderen Städten mit ähnlichen Namen zu unterscheiden. Der heutige Name wurde jedoch erst kurz vor dem Zweiten Weltkrieg angenommen. Welche touristischen Attraktionen bietet Dąbrowa Tarnowska heute?

Schlossruine in Dąbrowa Tarnowska

Dieses Bauwerk wurde zu Beginn des 17. Jahrhunderts errichtet. Sein Erbauer war der Kastellan von Sandomierz Mikołaj Spytko Ligęza mit dem Wappen Półkozic. Durch die Heirat der Tochter von Mikołaj Ligęza mit Marschall Jerzy Lubomirski wurde Dąbrowa zum Teil des Lubomirski-Latifundiums. 1697 begannen die neuen Besitzer mit einem umfassenden Um- und Ausbau des Schlosses. Zu diesem Zweck holten sie den berühmten Architekten Tillman van Gameren, der u. a. die Paläste der Familien Krasiński und Gniński in Warszawa geplant und gebaut hatte. Das Ergebnis des Umbaus wurde eine prächtige barocke Magnatenresidenz, für deren Bau türkische Gefangene aus der Wiener Schlacht eingesetzt wurden. Von der Pracht der Residenz zeugt die Tatsache, dass sich eine Decke aus Glas über dem größten Marmorballsaal und darauf eine Art Aquarium mit exotischen Fischen erstreckte. Leider ist das Schloss bis heute nicht erhalten geblieben. Während der Bauernrebellion von 1846, die als „galizisches Massaker“ in die Geschichte einging, wurde das Schloss geplündert und schwer beschädigt. Durch einen Brand im darauffolgenden Jahr wurde die Residenz endgültig zerstört. Was übrig blieb, wurde abgebrochen und als Quelle von Baumaterial wiederverwendet. Im Jahr 1858 existierte von der ganzen Schlossanlage lediglich das Eingangstor. Große Teile des Schlossparks sind ebenfalls erhalten geblieben und werden heute von den Anwohnern als ein Erholungsort genutzt.

Zwei Brüder verprügeln sich gegenseitig

Auf dem Schlosshügel, wo einst das Lubomirski-Schloss stand, befindet sich ein interessantes Denkmal. Nach alten Überlieferungen steht der Obelisk an der Stelle eines Duells zwischen zwei Lubomirski-Brüdern, bei dem einer von ihnen getötet wurde. Der Obelisk besteht aus zwei Teilen: Der untere trägt das Wappen Szreniawa aus dem 18. Jahrhundert, der obere aus Chęciny-Marmor ist mit einem Flachrelief versehen, das zwei Löwen und eine Kartusche mit den Wappen von Półkozic, Trąby, Leliwa i Nieczuja und Sulima zeigt. Der Obelisk wird von einem Malteserkreuz gekrönt, da der Gefallene Mitglied dieses Ordens war.

Denkmal für die gefallenen Söhne der Stadt Dąbrowa

Der Obelisk befindet sich im Stadtpark. Während des Ersten Weltkriegs und des polnisch-sowjetischen Krieges starben viele Einwohner von Dąbrowa und aus der Umgebung. Im Jahr 1931 wurde beschlossen, ihr Andenken zu ehren. Im Stadtpark wurde ein Denkmal zum Gedenken an die Patrioten enthüllt, die während der Kämpfe als die Mitglieder der Legionen von Józef Piłsudski gefallen waren. Das Denkmal wurde von den Stadtbewohnern nach Entwurf von Professor Hanna Nałkowska errichtet. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs änderte die kommunistische Stadtverwaltung die frühere Jahreszahl 1914-1920 in 1918 und fügte die Jahreszahlen 1939-45 hinzu. Auch das Aussehen des Adlers wurde durch Abschleifen der Krone verändert. Am 11. November 1990 wurde das Denkmal auf die Initiative des Bürgerkomitees von Dąbrowa mit einer neuen Granittafel und der Aufschrift enthüllt: „Denkmal zu Ehren der gefallenen Söhne der Stadt Dąbrowa in den Kriegsjahren 1914-1918 und 1920“.

Die größte Holzkirche in Polen

Die Allerheiligenkirche in Dąbrowa Tarnowska gehört zu den größten Holzkirchen in Polen. Das Gotteshaus liegt an der Route der Holzarchitektur in der Wojewodschaft Małopolska. Die erste Kirche an dieser Stelle wurde bereits 1430 errichtet, eine weitere wahrscheinlich 1614 auf Initiative des Kastellans von Sandomierz Mikołaj Spytko Ligęza gebaut. Die Kirche, die wir hier heute bewundern können, ist die dritte an dieser Stelle. Das Gotteshaus wurde von Kajetan Potocki, Domherrn von Sandomierz und Pfarrer in Dąbrowa, gestiftet. Die Bescheidenheit und Einfachheit der Außenform verbergen ein prachtvolles Inneres, das mit Barock-Rokoko-Mobiliar ausgestattet ist. Das wertvollste Stück ist das spätgotische Kruzifix aus dem Ende des 15. Jahrhunderts, das auf dem Triumphbogen angebracht ist. In der Allerheiligenkirche von Dąbrowa finden Konzerte mit klassischer Musik statt.

Spuren der jüdischen Kultur. Synagoge

Die Synagoge in Dąbrowa Tarnowska gehört zu den interessantesten historischen Bauwerken der Stadt und ist zugleich die größte erhaltene Synagoge in ganz Małopolska. Sie war auch eine der schönsten und prächtigsten Bauwerke dieser Art. Heute zieht der Gebetssaal Besucher aus der ganzen Welt in seinen Bann. Die alte, 1697 erbaute Holzsynagoge wurde beim Stadtbrand von 1885 zerstört. In den Jahren 1855-1863 wurde eine neue Synagoge errichtet. Anfang des 20. Jahrhunderts befand sich neben ihr eine Mikwe (Wasserbecken für rituelle Waschungen). Zwischen 1936 und 1937 wurde an die nach den Schäden des Ersten Weltkriegs renovierte Synagoge ein dreistöckiger Kreuzgang angebaut. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das verwüstete Gebäude von den Deutschen als Lagerplatz genutzt. Im Jahr 1950 richteten örtliche Juden in einem Raum neben dem Flur einen Gebetsraum ein.  Ab 1971 wurde das Gebäude für kulturelle und pädagogische Aktivitäten genutzt, 1972 entwarf Professor Wiktor Zin ein Konzept für die Renovierung und den Umbau in ein Kulturhaus. Die begonnenen Arbeiten wurden leider unterbrochen und die Synagoge verfiel. Der Zustand verschlechterte sich zusehends bis 2007, als die Renovierungsarbeiten begannen. 2012 wurde in der renovierten Synagoge das Zentrum für die Begegnung der Kulturen eröffnet, ein Ort des interkulturellen Dialogs mit einer modernen Ausstellung. Im Zentrum werden Konzerte, Aufführungen und Vorträge veranstaltet. Hier finden Geschichts- und Regionalkundeunterricht und Wechselausstellungen statt. Im neuen Museum kann man nicht nur die Geschichte der Synagoge selbst verfolgen, sondern auch die der Juden, die in der Gegend gelebt haben. Man kann auch etwas über die Geschichte der Stadt und der Region erfahren. Man findet hier eine Reihe von Exponaten und historischen Artefakten aus den Häusern der ehemaligen Bewohner von Dąbrowa, bis hin zu... Mammutknochen. Interessant sind die Fragmente des Flugzeugs Halifax, das 1944 in der Nähe von Dąbrowa abgestürzt ist. Im Kellergeschoss des Gebäudes ist eine kleine ethnografische Ausstellung über die Volkskunst von Zalipie zu sehen. Die Synagoge ist ein gemauertes Bauwerk im eklektisch-klassischen Stil mit maurisch-orientalischen Elementen, das auf einem rechteckigen Grundriss erbaut und reich verziert wurde. Zwischen den beiden quadratischen Türmen befindet sich ein Portikus mit einer von Säulen getragenen Galerie, die durch Arkaden miteinander verbunden sind. Im Inneren befindet sich ein Gebetssaal mit flacher Decke und einer Vorhalle, darüber eine zweistöckige Frauenempore, die zum Hauptsaal hin geöffnet ist. Die Wände sind mit Malereien italienischer Künstler verziert. Im Gebetssaal ist die ursprüngliche Ausstattung des Gebetshauses zu sehen. In der Ausstellung können sich die Besucher mit der Geschichte der örtlichen Juden und des Judentums vertraut machen. Im ersten Stock der Frauenempore ist ein bürgerlicher Salon mit Mobiliar eingerichtet worden. Die historische Synagoge befindet sich in der Straße ul. Berka Joselewicza in Dąbrowa Tarnowska. Sie ist die größte, bis heute erhaltene Synagoge in der Wojewodschaft Małopolska. Sie gilt als eine Perle der chassidischen Architektur in Polen.

Jüdischer Friedhof

In der Nähe der Synagoge, auf der gegenüberliegenden Straßenseite, befindet sich ein jüdischer Friedhof. Er wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts angelegt und umfasst eine Fläche von rund zweieinhalb Hektar. Auf seinem Gelände befinden sich etwa 200 Grabsteine. Während des Zweiten Weltkriegs erlitt der Ort ein ähnliches Schicksal wie viele anderen jüdische Friedhöfe in Polen – er wurde von den Deutschen verwüstet. Die meisten Matzevot wurden entfernt und zum Pflastern von Straßen und Gehwegen verwendet. Nach dem Zweiten Weltkrieg gelang es, einen Teil der entfernten Matzevot auf den Friedhof zurückzubringen. Allerdings wurden nicht alle von ihnen wiedergefunden. Es wird geschätzt, dass es vor dem Krieg bis zu tausend waren. Die letzte Bestattung auf dem Friedhof fand 2005 statt. Damals wurde der letzte religiöse Jude aus Dąbrowa Tarnowska – Herr Samuel Roth - beerdigt.

Kriegsfriedhof Nummer 248

Zu den vielen touristisch-historischen Besonderheiten, die das Gebiet um Dąbrowa Tarnów und Tarnów auszeichnen, gehören die bis heute erhaltenen Soldatenfriedhöfe aus dem Ersten Weltkrieg. Sie erinnern an die blutigen Schlachten, die in Westgalizien ausgetragen wurden. Der Friedhof in Dąbrowa Tarnowska wurde von dem österreichischen Architekten Johann Watzal entworfen. Den Mittelpunkt des Friedhofs bildet eine auf einer kleinen Terrasse angebrachte Kapelle in Form von vier Pfeilern, die ein Walmdach mit einer Holzkonstruktion aus drei vertikalen und horizontalen Balken tragen. Die steinernen Pfeiler tragen das Motiv eines gleichschenkligen Kreuzes. Im Inneren der Tafel befindet sich ein mit einem Holzkreuz bekrönter Altar, in das eine Marmortafel eingelassen ist. Während des Ersten Weltkriegs wurden auf dem damals angelegten Kriegsfriedhof 44 Soldaten der österreichisch-ungarischen Armee, 9 Soldaten der deutschen Armee und 236 Soldaten der russischen Armee beigesetzt. Es gibt dort auch Gräber aus dem Zweiten Weltkrieg.

Attraktionen in der Umgebung von Dąbrowa Tarnowska

Die Region Powiśle Dąbrowskie (Dąbrowskie -Weichselland) zeichnet sich vor allem durch eine idyllische Landschaft mit Dörfern aus, von denen eines wirklich einzigartig in ganz Polen ist, nämlich das bemalte Dorf Zalipie. Hier verzieren einheimische Malerinnen die Wände ihrer Häuser, Wirtschaftsgebäude und Zäune mit bunten Blumenornamenten. Das ungewöhnliche Dorf zieht viele Touristen aus dem In- und Ausland an, die oft eigens dafür in die Region Powiśle reisen, um die bunten Wandmalereien zu sehen. Auch Radfahrer finden in der Umgebung von Dąbrowa Tarnowska viele interessante Radwege. Eine davon ist die Weichsel-Radroute. In der Schloss- und Parkanlage in Breń können sich Wander- und Radfahrfreunde entspannen und die Zeit aktiv verbringen. Wer die Region Powiśle Dąbrowskie auf zwei Rädern erkunden möchte, kann in der Touristenherberge vor Ort Fahrräder ausleihen.

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